Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten…
dies erfuhr auch meine liebe Mutter als sie wollte, dass ich mit 6 Jahren mit dem Englischlernen anfange. Damals im Jahr 1986 tobte noch der Kádársche “Gulaschkommunismus” hier in Ungarn, die zwar als eine liberalisierte Form des Staatssozialismus galt (besonders im Vergleich zu dessen DDR-Version), aber die englische Sprache und die dadurch vermittelte Brise der Freiheit blieb sogar während dieser Zeit immer noch strengstens verboten. Meine Eltern glaubten aber fest daran, dass die kommunistische Regime nicht für immer anhalten kann und die Luft der Freiheit irgendwann auch in Ungarn ankommt. Mein Vater hatte zu Hause ein altes Radiogerät, welches fähig war, die aus München vermittelten Sendungen des “Radio Free Europe” zu übertragen. Zu Zeiten des kalten Krieges war “Radio Free Europe” die Stimme der westlichen Welt hinter dem Eisernen Vorhang. Die Stimme der Freiheit wurde aber von den Staaten des damaligen Ostblocks mit Störsendern an die Verbreitung gehindert und deren Sendungen waren natürlich verboten anzuhören. Meine Eltern taten dies aber trotzdem im Geheimen und schwebten oft auf der Wellenlänge der Freiheit…In der berühmten ehemaligen Judenstadt, Jánosháza, wo ich aufgewachsen bin, gab es früher ein renommiertes und weltoffenes Gymnasium, welches während der kommunistischen Diktatur geschlossen wurde. In diesem Gymnasium unterrichtete ein nettes Ehepaar, das für die Fremdsprachenkenntnisse der Schüler sorgte.
Selbstverständlich war es ihnen während des Kommunismus aus ideologischen Gründen verboten, die englische Sprache zu unterrichten. Deshalb vereinbarte meine Mutter heimlich mit Lehrer Stefan, der damals schon über 70 war, dass mein Bruder und ich bei ihm zwei Mal pro Woche insgeheim Englischunterricht nehmen. Natürlich durften wir darüber niemandem erzählen, sonst hätten dafür sowohl meine Eltern als auch Lehrer Stefan als “Systemfeinde” eine schöne Strafe bekommen… Lehrer Stefan erkannte schnell mein Sprachtalent und informierte darüber auch meine Mutter. So begann meine Leidenschaft und Hang zu den Fremdsprachen und dies bestimmte mein ganzes Leben bis jetzt. So hat sich das Sprichwort “Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten” in meinem Fall als richtig erwiesen…
An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner lieben Mutter, Zsuzsanna Stankovics für ihre Liebe, Unterstützung und Inspiration sowie für ihr Glaube an mich bedanken. Ohne Dich wäre ich jetzt nicht der Mensch, der ich heute bin. Danke sehr!
Und vergiß ja nicht das schöne Sprichwort aus der Römerzeit: TEMPVS FVGIT AMOR MANET das soviel heißt wie: Die Zeit vergeht- die Liebe bleibt. Zum Glück! Und für immer…